Blickführung statt Bremsverhalten
Was Motorradfahren mit Teamarbeit, Fokus und Mut zu tun hat.
Was haben ein Bordstein und ein Meeting gemeinsam?
Beide zeigen dir, wohin dein Blick gerade geht.
Und beide bringen dich aus der Spur – wenn du dich zu sehr auf das Falsche konzentrierst.
Im Straßenverkehr nennt man das „target fixation“ – die Fixierung auf ein Hindernis, die genau dorthin führt, wo man eigentlich nicht hinwill. Im Arbeitsalltag heißt das: Problemfokus.
Wenn ich auf meinem Motorrad sitze, den Helm zurechtrücke und in die Kurve gehe, weiß ich genau: Ich fahre dorthin, wo mein Blick hingeht. Klingt fast poetisch – ist aber pure Fahrphysik. Wer stur auf den Bordstein starrt, landet dort. Nicht aus Absicht, sondern weil der Körper dem Blick folgt. Immer.
Und in Teams? Da läuft es ähnlich.
Wenn Vorsicht zur Handbremse wird
Die Idee ist kaum ausgesprochen, da kommen die ersten Einwände:
- „Das geht nicht.“
- „Dafür haben wir keine Kapazität.“
- „Was sagen die Stakeholder dazu?“
- „Da muss erst mal ein Konzept erstellt werden.“
Diese Stimmen sind nicht ohne Grund da. Sie entspringen dem ehrlichen Wunsch, Projekte auf Kurs zu halten, Risiken rechtzeitig zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen. Dahinter steckt oft ein tief verankerter Impuls: Angst.
Nicht die große, dramatische Angst – sondern die leise, unterschwellige.
Die Angst, Fehler zu machen. Die Angst, angreifbar zu sein. Die Angst, den Überblick zu verlieren.
Was als Vorsicht beginnt, wird schnell zum Dauerreflex. Kontrolle ersetzt Vertrauen – und plötzlich steht das Team auf der Bremse statt auf dem Gas.
Angst denkt in Gefahren – nicht in Möglichkeiten
Angst reduziert den Fokus auf das, was schiefgehen könnte, und blendet aus, was entstehen könnte, wenn wir es trotzdem wagen. Und genau da wird es spannend: Systeme bleiben stabil, wenn sie sich selbst schützen wollen. Doch Entwicklung entsteht erst, wenn jemand den Blick hebt und fragt:
„Was wäre möglich, wenn wir’s trotzdem versuchen?“
Wenn Kontrolle über Kreativität siegt
Wer ständig auf Risiken schaut, verliert leicht den Blick fürs Mögliche.
Was als Verantwortungsbewusstsein beginnt, wird zur Innovationssperre:
- Ideen scheitern am internen Faktencheck, bevor sie je diskutiert wurden.
- Mutige Gedanken bleiben unausgesprochen – aus Sorge, „daneben“ zu liegen.
- Entscheidungen werden aufgeschoben, bis sie irrelevant sind.
Am Ende fragt sich das Team: Sind wir noch mutig unterwegs – oder nur noch damit beschäftigt, Fehler zu vermeiden?
Blickführung als Führungsaufgabe
Zurück aufs Motorrad: Hindernisse muss ich wahrnehmen – aber ich darf ihnen nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken.
Wer sicher ausweichen will, schaut nicht aufs Problem, sondern dorthin, wo er hinmöchte.
Genau das gilt für Zusammenarbeit.
Wer im Team ständig auf Risiken fokussiert, verliert das große Ganze.
Wer den Blick bewusst auf Ziele und Lösungsräume richtet, schafft Bewegung und Orientierung.
Und wer in der Kurve verkrampft, verliert Kontrolle – wer mit Vertrauen fährt, bleibt souverän.
Das Motorrad verzeiht Unsicherheit selten. Und der Arbeitsalltag auch nicht.
Denn Mut entsteht nicht im Vakuum. Teams können nur dann mutig handeln, wenn sie wissen, dass ihre Führungskräfte hinter ihnen stehen – auch, wenn etwas schiefgeht.
Mut braucht Rückhalt
In der Praxis erlebe ich oft das Gegenteil: Führungskräfte, die selbst aus Angst agieren – aus Angst, sich festzulegen, Fehler einzugestehen oder sich angreifbar zu machen.
Sie treffen keine klaren Entscheidungen, um sich nicht festnageln zu lassen.
Für Mitarbeitende wirken sie dann wie Schmierseife: glatt, ausweichend, schwer zu greifen.
Doch wer nicht greifbar ist, bietet auch keinen Halt.
Und ohne Halt kann kein Team mutig fahren.
Darum ist Führung gefragt: mit wacher Wahrnehmung und klarem Fokus – nicht auf das, was im Weg steht, sondern auf das, was entstehen kann.
Echte Führung zeigt sich nicht im Risikovermeiden, sondern im mutigen Blick nach vorn.
Verantwortung heißt, den Kurs zu halten – auch wenn’s wackelt.
Mut heißt, Kontrolle loszulassen, um Entwicklung zu ermöglichen.
Reflexionsimpulse
- Was bedeutet Sicherheit für dich – und wie viel davon brauchst du wirklich?
- Hemmt dich dein Sicherheitsdenken manchmal mehr, als es dir nützt?
- Wo verhindert Angst vor Fehlern vielleicht längst deinen Fortschritt?
- Wie erleben andere dich in Meetings: als Möglichmacher*in oder als Bremsklotz?
- Was wäre ein erster kleiner Schritt, deinen Blick bewusster auf Chancen zu richten?
Fazit: Fokus bestimmt Fahrt
Ob auf dem Motorrad oder im Team:
Du bestimmst, worauf du deinen Blick richtest – und damit auch, wohin die Reise geht.
Bereit für neue Perspektiven?
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